Der Juli 2021 war geprägt von einigen der schlimmsten Überschwemmungen, die Deutschland seit Menschengedenken erlebt hat. In einigen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz regnete es innerhalb von nur 22 Stunden bis zu 165 mm. Das Ahrtal war dabei besonders betroffen. Im engen Tal, aus dem es nur wenige Fluchtwege gibt, erreichte das Hochwasser in einigen Gebieten eine Höhe von 9 Meter.
Obwohl für die gefährdeten Gebiete Wetterwarnungen ausgegeben wurden, waren Ausmaß und Geschwindigkeit der Überschwemmungen verheerend. Das ansteigende Wasser legte Sirenensysteme, Internet und andere technische Einrichtungen so schnell lahm, dass es kaum möglich war, die Bevölkerung zu informieren und Hilfe zu holen.
"Es war wie ein Krieg ohne Bomben und Armeen", sagt Jens Kindgen, Senior Advisory Solution Consultant und Bewohner einer anderen von den Überschwemmungen betroffenen Region. "Es wurde so viel zerstört – Straßen, Autobahnen, Supermärkte, alles war komplett überflutet. Einige Familien haben alles verloren, auch ihre Häuser. Die am schlimmsten betroffenen Gebiete waren völlig zerstört."
Jens selbst gehörte zu den Glücklicheren: Sein Haus lag nur 400 Meter vom Ort der Verwüstung entfernt und wurde nur durch einen örtlichen Damm gerettet. Da er so nah am Ort des Geschehens wohnte, beteiligte er sich zusammen mit vielen anderen an der ersten Hilfswelle, die Hochwasser abpumpte, die Betroffenen mit Hilfsgütern versorgte und Dokumente aus den Fluten rettete.
Es war eine schwierige Erfahrung für ihn: "Vor Ort sieht es ganz anders aus als im Fernsehen. Es liegt ein furchtbarer Geruch in der Luft, und dann der Blick der Menschen, die alles verloren haben – es ist unbeschreiblich."
Die Initiative ergreifen
Jens war mit seinem Wunsch, zu helfen, nicht allein. Viele von Jens' anderen Kollegen bei ServiceNow verfolgten die Ereignisse in der Region live in den Medien und waren ebenfalls entschlossen, zu helfen.
Markus Maurer, Senior Principal Success Architect und Culture Leader für Deutschland bei ServiceNow, wohnt eine Stunde entfernt vom Hochwassergebiet. "Ich habe es im Fernsehen gesehen – es war, als wäre ein Bulldozer durchgefahren. Wir haben schnell einen Spendenaufruf gestartet und ein Video für unsere mitteleuropäischen Teams zusammengestellt, um ihnen einen Eindruck von der Zerstörung zu vermitteln."
Einige Mitglieder des Teams wollten sich aktiver engagieren und vielleicht in die betroffenen Gebiete reisen, um dort zu helfen. Die Umstände vor Ort machten dies jedoch sehr schwierig, wie Andreas Weber, Head of Solution Consulting für Zentraleuropa, erklärt: "Wir haben uns bewusst dafür entschieden, nicht sofort ins Ahrtal zu fahren, sondern Teil einer 'zweiten Welle' von Helfern zu sein. Die anfängliche Verwüstung in einem Katastrophengebiet verbietet einen Zustrom zu vieler Menschen – die Dienste sind überlastet, die Infrastruktur ist am Limit. Wir wollten abwarten, bis die Strukturen besser organisiert sind, damit wir sicherstellen können, dass unsere Hilfe so effektiv wie möglich ist und wir nicht im Weg der Notfalldienste stehen."
Von der Tastatur zum Bohrhammer
In den nächsten vier Wochen stimmte sich das ServiceNow-Team per Instant Messenger über einen Hilfeplan ab und Teammitglieder aus ganz Deutschland meldeten sich mit Hilfsangeboten. "Wir haben erstmal eine kleine Gruppe gebildet, um Informationen auszutauschen," sagt Anett Papp, Business Process Consultant und Neueinsteigerin bei ServiceNow. "Aber es ging dann sehr schnell darum, wie wir als einzelne helfen könnten."
Die Gruppe teilte sich schnell in spezielle Teams auf, die je nach Verfügbarkeit in die betroffenen Gebiete reisen konnten. Und was sie vor Ort taten, war meilenweit entfernt von ihren üblichen Aufgaben bei ServiceNow.
"Viele Leute in der Gegend heizen beispielsweise mit Öl", erklärt Matthias Bordiehn, Technical Consultant und ebenfalls Neueinsteiger bei ServiceNow. "Wenn dieses Öl ausläuft und sich mit Wasser vermischt, ist das extrem gefährlich. Unsere Aufgabe war es, das alles zu reinigen und das gefährliche Gemisch sicher zu entsorgen. Wir waren also acht Stunden am Tag dort, mit dem Schlagbohrer in der Hand, und beseitigten Schutt. Das war ein bisschen was anderes als mein normaler Job."
Für die Motivation im Team bei all der harten körperlichen Arbeit unter bedrückenden Bedingungen sorgte die positive Einstellung vieler Betroffener in den Überschwemmungsgebieten: "Trotz allem, was passiert war, behielten viele der Einheimischen die ganze Zeit über eine positive Einstellung. Ich sprach mit einem Ehepaar, das vor kurzem ein Hotel gekauft hatte, das durch die Flut fast vollständig zerstört worden war. Sie hatten alles verloren, aber sie behielten ihren Sinn für Humor. Dies hat mich tief beeindruckt."
"Es war ein bisschen wie: COVID hat uns nicht untergekriegt, und diese Überschwemmung wird uns auch nicht unterkriegen. Trotz allem, was passiert ist, ist es eine zweite Chance für uns – eine Möglichkeit, neu anzufangen", fasst Jens Kindgen die Stimmung zusammen.
Der menschliche Drang, zu helfen
Insgesamt haben 16 Teammitglieder mindestens 130 Stunden ihrer Zeit dieser Aktion gewidmet. "Viele andere wollten auch helfen, konnten aber einfach nicht", sagt Matthias Bordiehn. "ServiceNow stellt uns 20 Stunden zur Verfügung, die wir freiwillig für wohltätige Zwecke unserer Wahl verwenden können, also war es für uns keine Frage, dass wir es tun. Was die Motivation angeht, ich glaube, das liegt einfach im Menschen. Als Markus und Jens mir die Videos von der Situation zeigten und ich einen Eindruck vom Ausmaß dieser Überschwemmung bekam, wollte ich einfach hin."
Andreas Weber war ähnlich motiviert. "Die Schäden, die wir gesehen haben, kann man nicht mit ein paar Euro beheben. Spenden sind sehr wichtig, aber am Ende des Tages braucht man immer noch Leute, die sich die Hände schmutzig machen. Schließlich können wir nicht einfach erwarten, dass jemand anderes es tut. Das haben wir erkannt und wollten mit anpacken." Zum Helfer-Team gesellte sich eine ganze Reihe anderer Freiwilliger. Darunter war sogar eine Gruppe von Schülern, die gerade ihr Abitur feierten, berichtet Andreas Weber.
ServiceNow Strong
Die Freiwilligen kamen aus eigenem Antrieb zusammen, aber ServiceNow als Unternehmen ist stolz darauf, ihnen die nötige Zeit und Unterstützung gegeben zu haben. Alle Freiwilligen nutzten die ihnen zur Verfügung stehenden "Gemeinwohltage", um sich im Überschwemmungsgebiet zu engagieren, aber einige gaben noch viel mehr, vor allem diejenigen, die wie Jens Kindgen in der Region wohnten.
Glücklicherweise war dies mit dem ServiceNow HR-Portal leicht zu handhaben. "Ich konnte in unserem HR-Tool angeben, dass ich in der Region ansässig bin, und habe daraufhin zwei oder drei zusätzliche Tage in Anspruch genommen, um zu helfen", sagt Jens.
Denjenigen, die bereit waren, ihre Zeit zu opfern, half ServiceNow, die zusätzlichen Kosten zu decken, wie Markus Maurer erklärt. "Für jede Stunde freiwilliger Arbeit bekamen wir 10 Dollar, die wir in Spenden investieren konnten, um den Menschen vor Ort zu helfen. Auch unsere Reise- und Unterkunftskosten wurden bezahlt. Es war nie eine Frage, dass das Unternehmen sich drum kümmern würde."
Machtdemonstration der Menschlichkeit
Drei Monate später ist sich das Team darüber im Klaren, was diese Erfahrung für sie bedeutet hat. „Wenn man sich einmal gerade wieder über alltägliche Dinge im Leben beklagt, fühlt man sich bei einen solchen Besuch im Katastrophengebiet zu den Schicksalen der Menschen wirklich sehr betroffen.“ meint Anett Papp zu dem Hilfeeinsatz. „Dann bewegt es einen aber auch sehr, wie viele Menschen bereit sind, zu helfen und wie die Betroffenen die Hoffnung nicht verlieren und alles wieder aufbauen. Das hat mir wirklich gezeigt, wozu Menschen gemeinsam in der Lage sind.“
Markus Maurer stimmt zu: "Es ist heute sehr einfach, nur die Horrorgeschichten zu sehen, weil das Aufmerksamkeit erregt. Aber ich bin Optimist: Seit diesen Überschwemmungen gibt es da draußen Hunderte von Menschen, die helfen, und das jeden Tag. Wir alle haben die Banner entlang der Straßen gesehen, auf denen den Freiwilligen gedankt wurde. Und wir alle haben die positive Energie der Menschen in den betroffenen Gebieten gespürt. Das ist der Mühe wert. Es war eine wirklich erfüllende Erfahrung."
Ein Aufruf zur Hilfe
Wir von ServiceNow sind sehr stolz auf den Einsatz unserer Teammitglieder in diesem Sommer. Wir möchten uns bei Antulika Bhadouriya, Anett Papp, Jens Kindgen, Jan Hejmann, Anouk Hipp, Mathias Bordiehn, Thorsten Renners, Stefan Berger, Markus Kempkes, Carl Pfaffenberger, Kevin Fair, Jens Hermann, Andreas Weber, Markus Maurer, Alexander Wahl, Ulrich Heske und allen anderen, die mitgemacht haben, ganz herzlich bedanken.
Die Krisensituation im Ahrtal – und anderswo – ist allerdings noch nicht vorbei. Wir möchten Sie deshalb aufrufen, sich auf www.helfer-shuttle.de zu informieren, wie Sie den Betroffenen in der Region weiterhin helfen können. Jede Kleinigkeit – von der Spende bis zum Kauf von lokalem Wein – macht einen Unterschied.
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